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Lyon und Leoni

Die "Lyoner" stammt zweifellos aus Lyon und die Franzosen rühmen sich ihrer in Staniol gehüllten "Saucissons de Lyon". Schon im 16. Jahrhundert werden von CH. Etienne die mit Safian gefärbten Kalbfleischwürste Lyons gepriesen.

Was wir bei uns unter "Lyoner Wurst" verstehen, ist vulgärer Natur, eine weiße oder wässrigrosa Fleischwurst, nur schwach geräuchert. Sie taucht auf in der Pfalz und ihre nördlichste Grenze in Baden ist wohl Pforzheim. Nach München soll sie am Ende des 18. Jahrhunderts, wie scherzhaft behauptet wurde, der Herzog Karl Theodor gebracht haben, der erste Wittelsbacher aus der Pfälzischen Linie, die damals an die Regierung kam und nach München übersiedelte. In Augsburg heißt sie noch "Lyoner", in München findet man sie als "Leoni" wieder. Nicht nur im Dialekt, sondern auch auf den hin und wieder in altbayrischen Wirtschaften noch mundartig geschriebenen Speisekarten. Wie kam es nun zu der "Leoni"? Offensichtlich handelt es sich hier um die Entstellung eines dem Volksmund fremden Wortes und nahe liegt, die "Leoni" auf das bekannte Leoni am Starnberger See zurückzuführen. Denn jeder zünftigen Zenzi, die uns zu einer heißen oder kalten "Leoni" rät, ist eben Leoni und Berg, die Stelle des Sees, wo ihr Märchenkönig ums Leben kam, näher liegend als die fremde Stadt Lyon.

(Aus Weihnachten 1939 Den Freunden des Hauses Kalle & Co. AG, Wiesbaden gewidmet)

Anekdoten aus der Welt der Wurst